Julius Assmann kommt um 1850 durch Vermittlung von Friedrich Tiede von Berlin nach Glashütte und beginnt bei Adolph Lange zu arbeiten. Lange suchte zu dieser Zeit ständig ausgebildete Uhrmacher die ihm helfen sollten, seinen großen Bestand an unvollendeten Werken fertigzustellen. 1848 hatten die ersten Lehrlinge ausgelernt und fertigten nun Einzelteile für Taschenuhren in einer Anzahl, die Lange mit seinen Mitarbeitern so schnell nicht fertigstellen konnte. So musste er Ende 1851 feststellen, dass inzwischen für 1100 Uhren produziert worden war, aber bisher nur 430 komplette Uhren verkauft waren. Es lag also auch in Langes Interesse, dass sich weitere Uhrmacher in Glashütte selbstständig machten um von den ehemaligen Lehrlingen Teile auf eigene Rechnung zu übernehmen.
Ende 1852 macht sich dann Julius Assmann mit der Unterstützung von Lange selbstständig. Aus den Anfängen dieser Zeit haben sich nach heutiger Kenntnis nur wenige Uhren und eine Handvoll unvollendeter Werke erhalten. Diese weisen deutlich Merkmale auf, die sie auf den ersten Blick zur Fertigung von Lange verorten lassen. Da auch Assmann für seine Fertigung die gleichen Bezugsquellen in Glashütte nutzte, ist eine Trennung anfangs nicht immer einfach. Nur eine Beachtung aller Details und der Vergleich lassen dann die Schlussfolgerung zu, dass das Werk wohl bei Lange begonnen, bei Assmann aber fertiggestellt werden sollte bzw. wurde.
Das nebenstehende und unvollendete Werk mit der ersten Ausführung des Kronenaufzuges könnte man auf den ersten Blick A. Lange zuordnen. Jedoch findet man an versteckter Stelle die Seriennummer 229 in für Assmann typischer Art, die sich deutlich vom Typ bei Lange unterscheidet. Auch trägt ein ähnliches Werk von Lange die Seriennummer 1253, was jedoch nur auf das gleiche Zeitfenster hinweist.
Im Museum in Glashütte befindet sich eine Uhr mit der Nummer 122 und signiert mit Assmann. Der Schrifttyp der Punzierung ist bei beiden Uhren gleich und beweist somit die Herkunft. Auch deutet dies darauf hin, dass Assmann mit der Seriennummer 100 begonnen hat.
Die nachfolgend, links abgebildete Uhr wird im 2. Band von R.Meis, „A.Lange & Söhne Eine Uhrmacherdynastie aus Dresden“ auf Seite 47, wie folgt beschrieben:
Silbertaschenuhr Nr. 301 mit Schlüsselaufzug von A.Lange & Co. Dresden um 1849
In der weiteren Beschreibung der 301 werden konstruktive Details erwähnt, die im Vergleich mit anderen abgebildeten Uhren Zweifel an der Richtigkeit der Zuordnung der Nr. 301 aufkommen lassen. Konstruktiv vergleichbare Uhren werden bei Meis auf den Seiten 45 bis 47 im Nummernbereich 1100 bis 1500 abgebildet, wären folglich aus dem Zeitfenster 1851 bis 1854. Das heißt, wäre diese Uhr von A. Lange, müsste die Nummer unter dem Zifferblatt oberhalb der 1000 sein, denn Uhren von Lange im 300er Nummernbereich sahen so aus wie auf dem rechten Foto. Dies hätte dem Autor eigentlich auch auffallen müssen. Denn nur auf Grund der Gravur kann man die Uhr nicht zuordnen, da gibt es viele Beispiele, von denen ich auch einige beschrieben habe.
Die Gehäusenummer 301 zusammen mit der Gravur im Werk stehen erst einmal im Widerspruch zur Ausführung des Uhrwerks. Deshalb ist ein Blick unter das Zifferblatt notwendig. Links ist die 301 auf der Grundplatte gepunzt, rechts ein Rohwerk von Lange mit einer 307 und der darüber angebrachten Punze G & L.
Das Fehlen von G & L bei der 301 allein klärt aber den Sachverhalt noch nicht restlos auf. Vergleicht man aber den Stil der Ziffern beider Punzen, so erkennt man den Unterschied bei der 3 sehr deutlich. Es wurden zwei unterschiedliche Schlagzahlensätze verwendet, was neben dem Fehlen von G & L auf einen anderen Hersteller hinweist.
Wie oben erwähnt, ist das Uhrwerk der 301 dem Zeitfenster 1851 bis 1854 zuzuordnen. Das spricht für Assmann, da Schneider und Grossmann erst ab 1855 Uhren hergestellt haben und deren früheste Uhren schon eine spätere Entwicklungsstufe haben.
Gibt es aber noch einen weiteren Hinweis auf Assmann bei der 301?
Aus den Aufzeichnungen von Lange ist bekannt, dass er schon 1851 einen großen Bestand an Rohwerken aber nicht ausreichend Personal hatte, um alle Uhren fertigzustellen. 1852 unterstützt er daher Julius Assmann, der bisher bei ihm gearbeitet hat, sich selbstständig zu machen. Wie sich an Hand einiger Beispiele nachweisen lässt, übernimmt Assmann einen Teil der Rohwerke von Lange. Dabei sind wohl auch Rohwerksteile, die schon für Lange graviert wurden, wie dieses. Es wird sich nur um die Grundplatte gehandelt haben, denn sie war ja noch nicht nummeriert.
Assmann beginnt wohl mit der Nummerierung seiner Uhren bei 100, denn es ist die nachfolgend abgebildete Uhr mit der Nr. 122 bekannt. Sie befindet sich im Museum in Glashütte. Der Doppelkloben für Anker und Gangrad verweist noch auf eine Entwicklungsstufe vor der 301. Die Form der Platine und das Gesperr aber schon wie auch bei der 301. Nicht zuletzt kann man auch am Schrifttyp der Punze den Schlagzahlensatz der 301aber auch der oben gezeigten 229 erkennen. Auch wenn bei dieser Uhr die Gravur auf Assmann verweist, so ist das Gehäuse mit G & L gepunzt. Das zeigt die enge Verflechtung beider Firmen zu dieser Zeit.
Die korrekte Bezeichnung der Uhr mit der Nr. 301 müsste also lauten:
Silbertaschenuhr Nr. 301 mit Schlüsselaufzug von Julius Assmann um 1853/54 unter Verwendung von Komponenten der Fa. Adolph Lange.
Die hier gezeigte Uhr trägt die Seriennummer 1201 und ist im Gehäuse mit J.A. gepunzt. Jedoch passt die Höhe der Seriennummer von der technischen Ausführung her eher in den Nummernkreis von Lange und die Zeit um 1852. Hier könnte es sich also ebenfalls um eine bei Lange unvollendete und bei Assmann fertiggestellte Uhr handeln.
Die oben abgebildete Uhr mit der Seriennummer 1533 ist auf der Zifferblattseite mit J.A. gepunzt und wird um 1857/58 gefertigt worden sein.
Das nebenstehende Werk mit der Seriennummer 1999 von Assmann kann in die Zeit um 1860/61 datiert werden.
Dieses Werk mit der Nummer 2377 kann in die Zeit um 1863 datiert werden.
Als vorläufig letztes Werk in dieser Rubrik wird ein Werk mit der Serien-nummer 3105 gezeigt.
Es handelt sich bei Assmann um eines der frühesten Werke mit 3/4 Platine und dem kleinen Gangradkloben. Dadurch kann es ebenfalls nicht vor 1867 datiert werden.