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Moritz Grossmann erlernte den Beruf des Uhrmachers von 1842 bis 47 bei Friedrich Kumme in Dresden. Anschließend ging er auf Wanderschaft und arbeitete u.a. in Hamburg bei Moritz Krille. Nachdem er als Freiwilliger am Krieg zwischen Dänemark und Schleswig-Holstein 1848 teilgenommen hatte, kehrte er im Herbst 1848 nach Dresden zurück und begann bei Lange in Glashütte zu arbeiten. Dies wurde jedoch unterbrochen durch einen erneuten militärischen Einsatz und nach Ende dessen durch einen Aufenthalt in der Schweiz. Spätestens ab Mitte 1851 bis Herbst 1853 hat er dann wieder bei Lange gearbeitet. Daran schloss er einen einjährigen Aufenthalt in London und kehrte im Herbst 1854 nach Glashütte zurück um zu heiraten und sich selbstständig zu machen. Adolph Lange drängte ihn mit der Herstellung von dringend benötigten Werkzeugen, Messmitteln usw. zu beginnen. Daneben fertigte Grossmann aber auch Taschenuhren deren Komponenten er zumindest anfangs ebenfalls bei den ehemaligen Lehrlingen von Lange bezog. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass seine ersten Taschenuhren sich kaum von denen der anderen Hersteller unterscheiden. Auch hier muss man jedes Detail in den Vergleich einbeziehen um eine Zuordnung treffen zu können, denn eine zweifelsfreie Signierung fand auch bei Grossmann erst später statt. Dann sind es aber meist auch konstuktive Eigenheiten, die eindeutig auf ihn verweisen.  

Schlüsseltaschenuhr, Ankerhemmung, Moritz Grossmann, Glashütte um 1855

Obwohl diese Uhr nicht signiert ist, so lässt sie sich dennoch Grossmann zuordnen denn die Punzierung der Seriennummer weist eine typische Eigenheit auf. Die konstruktiven Details lassen 1855/56 als Datierung zu und somit liegt die Uhr auch in der Anfangszeit bei Grossmann womit sie gleichzeitig die bislang früheste von ihm ist.

Schlüsseltaschenuhr, Ankerhemmung, Moritz Grossmann, Glashütte um 1855
Schlüsseltaschenuhr, Ankerhemmung, Moritz Grossmann, Glashütte um 1856
Schlüsseltaschenuhr, Ankerhemmung, Moritz Grossmann, Glashütte um 1856

Die obige Uhr mit der Seriennummer 1104, die ebenfalls über die typischen Merkmale der Punzierung Grossmann zugeordnet werden kann, zeigt die nachfolgende Platinenform und ist damit ebenfalls konstruktiv schlüssig. Auch diese Uhr unterscheidet sich noch nicht von der in dieser Zeit üblichen Bauform der Glashütter Taschenuhren.

Dies finden wir aber auch bei der folgenden Uhr mit Kronenaufzug.

Die wenigen Glashütter Uhren mit Kronenaufzug aus diesem Zeitfenster um 1856 - 58 unterscheiden sich bei den verschiedenen Herstellern kaum, sie beziehen sich auf die Entwicklung durch Lange. Dies kann man an der Gegenüberstellung der Uhren von Lange, Schneider und Grossmann unter der hier angefügten PDF-Datei erkennen.

Eigene technische Veränderungen finden wir bei den Uhren von Grossmann erst später, wie das folgende Werk zeigt.​​

Kronenaufzug, Ankerhemmung, Goldanker, Feinstellschraube, Moritz Grossmann, Glashütte um 1860

Das nebenstehende Werk mit der Seriennummer 1566, die man bei Grossmann in die Zeit um 1860 datieren kann, zeigt nun die bekannten, für Grossmann typischen konstruktiven Merkmale, als da sind die Form der Platine und die Feinstell-schraube. Auch finden wir die Spitzzahn-Ankerhemmung, die Grossmann bis ca. 1868 meist verwendet hat. Danach hat er mehrheitlich wieder die Glashütter Kolbenzahn Ankerhemmung verwendet. Auch finden wir das

16-zähnige Gangrad erst später bei seinen Uhren.

Mit der Seriennummer 3156 wird hier ein Werk mit Schlüsselaufzug, um 1870 und in der sogenannten 1A Ausführung gezeigt. Erst mit der Einführung der 3/4 Platine mit dem separaten Gangrad-klöbchen, wie auf dem Foto zu sehen, setzte sich auch der Kronenaufzug bis auf wenige Ausnahmen durch. Davor war sein Anteil zwar über die Jahre gewachsen aber nur bis etwa zur Hälfte. Die 3/4 Platine beginnt bei Grossmann erst bei einer Seriennummer um 3000. Auch ist bei diesem Werk die Glashütter Kolbenzahn Ankerhemmung erkennbar, zu der Grossmann ab diesem Zeitpunkt wieder überging. Jedoch weiterhin wie von ihm bevorzugt mit einem 16-zähnigen Gangrad.

Uhrwerk mit Kette und Schnecke, Schlüsselaufzug, Ankerhemmung, Goldanker, Moritz Grossmann, Glashütte um 1870

Mit diesem Werk mit der Nummer 3558 aus der Werkstatt von Moritz Grossmann wird ein Uhrwerk gezeigt, welches durchaus Fragen offen lässt. Es muss auf Grund der Seriennummer in die Zeit nach 1870 datiert werden. Weshalb Grossmann um diese Zeit noch ein Werk mit Kette und Schnecke gefertigt hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Bekannt ist ein ähnliches Werk mit der Nummer 1309 aus der Anfangszeit, welches im Museum in Glashütte ausgestellt ist. Eine Möglichkeit wäre es, dass dieses Werk hier schon damals als weiteres Rohwerk hergestellt wurde, es aber keinen Interessenten dafür gab und somit im Bestand verblieb.

Die Werke wurden in der Regel auch bei den anderen Herstellern nie einzeln gefertigt sondern als Kleinserie, die dann je nach Bedarf fertiggestellt wurden.

Hier kann nun eine Savonnette von Grossmann aus der Zeit um 1876 vorgestellt werden. Die Uhr mit Kaliber 45 ist in allen Teilen vorzüglich erhalten und auch auf der Werkseite mit einem Glas geschützt.

Kronenaufzug, Savonnette, Dreiviertel Platine, Goldanker, Sonnenschliff, Moritz Grossmann, Glashütte um 1876
Kronenaufzug, Savonnette, Dreiviertel Platine, Goldanker, Sonnenschliff, Moritz Grossmann, Glashütte um 1876

Weniger bekannt ist, dass Grossmann auch Chronoscope hergestellt hat. Es gab sie in unterschiedlichen Ausführungen. Das nachfolgend gezeigte Chronoscop besitzt 2 Zeiger, die im Ruhezustand übereinander liegen.

Auf dem linken Foto links der Krone ist Start und Stopp, rechts der Krone erfolgt die Nullstellung beider Zeiger. Der obere Zeiger zeigt die Sekunden, der untere die Minuten an.

Grossmann hat aber nicht nur Taschenuhren hergestellt, sondern auch Messgeräte wie z.B. Micrometer wie nachfolgend gezeigt werden kann. Dieses Micrometer wurde auf Grund seiner Seriennummer um 1883 gefertigt. 

Micrometer, Mikrometer, Moritz Grossmann, Glashütte um 1882
Micrometer, Mikrometer, Moritz Grossmann, Glashütte um 1882
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